9. Januar 2024

E-Auto-Mythen im Faktencheck

Die Elektromobilität ist gekommen, um zu bleiben. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass im Bereich des Individual-Verkehrs das Elektroauto das Rennen machen wird - insbesondere außerhalb von Großstädten. Dennoch halten sich nach wie vor einige Vorurteile und Mythen rund um das E-Auto, die viele Menschen daran hindern, die Elektromobilität anzunehmen. Zu geringe Reichweite, zu lange Ladezeiten, schlechte Lade-Infrastruktur, zu teuer... das sind die beliebtesten Vorurteile.

Wir klären heute auf, wie viel Wahrheit in diesen Mythen steckt und ob die Vorurteile berechtigt sind.

E-Auto-Mythos #1: "E-Autos sind nicht umweltfreundlicher als Verbrenner"

Der Mythos, dass E-Autos nicht umweltfreundlicher sind als Verbrennungsfahrzeuge, ist eine kontroverse Aussage, die verschiedene Faktoren berücksichtigen muss. Es ist wichtig anzumerken, dass die Umweltauswirkungen von Fahrzeugen von verschiedenen Variablen abhängen, wie beispielsweise der Stromquelle, der Batterietechnologie und der Art der Fahrzeugnutzung.

Auf der einen Seite erfordert die Produktion von Batterien für E-Autos den Einsatz von Rohstoffen und Energie, was mit Umweltauswirkungen verbunden sein kann. Der Abbau von Rohstoffen wie Lithium und Kobalt kann negative Folgen haben, wenn er nicht nachhaltig durchgeführt wird. Zusätzlich kann die Stromerzeugung für den Betrieb von E-Autos in Regionen, die noch stark auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, zur Emission von Treibhausgasen beitragen. Die ordnungsgemäße Entsorgung von Batterien stellt ebenfalls eine Herausforderung dar und erfordert ein effizientes Recyclingverfahren.

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass E-Autos mit einem größeren CO2-Rucksack in ihren Lebenszyklus starten als Verbrenner. Allerdings können E-Autos einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten, da sie im Betrieb keine direkten Emissionen erzeugen und somit zur Verringerung der Luftverschmutzung und des Treibhauseffekts beitragen. Wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen geladen werden, können sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und den CO2-Fußabdruck weiter verringern. Darüber hinaus sind Elektromotoren effizienter als Verbrennungsmotoren, was zu einem geringeren Energieverbrauch führt.

Zahlreiche seriöse Studien weisen darauf hin, dass die Umweltbilanz von Elektroautos immer besser wird. Über die gesamte Lebenszeit stoßen neuere Elektroautos bereits jetzt nur noch etwa 30% der CO2-Menge aus, die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verursachen.

Gerade im Bereich der Rohstoffgewinnung für die Batterieproduktion und im Recycling bzw. des Second-Life-Prinzips zeigen sich große Fortschritte. Durch neue Technologien sinkt der Bedarf an Lithium und Kobalt (für Lithium-Ionen-Akkus) - die beiden am schärfsten kritisierten Rohstoffe. Ausgediente E-Auto-Akkus können darüber hinaus auch nach ihrem Einsatz im Auto noch als Energiespeicher verwendet werden, sodass sie ein Teil der Lösung von Speicherproblemen erneuerbarer Energie sein und so einen Beitrag zur Energiewende leisten können. Wie das Elektroauto als Stromspeicher die Energiewende unterstützen kann, liest du hier: "Elektroauto als Stromspeicher".

E-Auto-Mythos #2: "Die Reichweite von E-Autos ist nicht alltagstauglich"

Reichweitenängste sind ein Thema - nach wie vor und insbesondere in Deutschland. Die allerersten Elektroautos hatten eine Reichweite von max. 200 km und so konnte man diese Sorge zu Beginn durchaus nachvollziehen - vor allem, da der Ausbau der Ladeinfrastruktur gerade erst begonnen hatte. Heute jedoch schaffen Elektroautos auch WLTP-Reichweiten von 500 km und mehr - und das mit nur einer Akkuladung. So sind auch Langstrecken, beispielsweise für die Fahrt in den Urlaub, kein Problem mehr. Auch, da die Ladeinfrastruktur immer besser und dichter wird und man nicht mehr lange nach einer Lademöglichkeit suchen muss.

Im Bundesdurchschnitt legt jede:r Autofahrer:in 39 km pro Tag zurück. Selbst mit einer realistischen Reichweite von 200 km kommt man damit 5 Tage mit einer Akkuladung aus. "Alltagstauglich" sind Elektroautos also allemal. Mehr zum Thema Reichweitenangst liest du auch in einem unserer anderen Blogartikel: "10 Gründe, warum Reichweitenängste unbegründet sind".

Selbstverständlich gibt es Anwendungsfälle, in denen es auch nerven kann, so regelmäßig eine Ladestation anfahren zu müssen - gerade hinsichtlich der Ladedauer. Wenn du etwa beruflich viel unterwegs bist und von einem Termin zum nächsten muss, kann es auch mal lästig sein, 15 min. an einer Ladestation stoppen zu müssen, bevor du weiter zur Familie fahren kannst. So hat jeder seine individuelle Begründung für eine Reichweitenangst. Für die meisten ist diese jedoch unbegründet, für andere fehlen vielleicht noch ein paar Jahre Entwicklung, damit das E-Auto auch für sie die beste Lösung ist.

E-Auto-Mythos #3: "Die Ladeinfrastruktur ist nicht genug ausgebaut - es gibt zu wenige Lademöglichkeiten!"

Die Ladeinfrastruktur wächst immer weiter. In Deutschland gibt es aktuell (Stand: Mai 2023) 33.107 gemeldete öffentliche Ladepunkte.Das sind mehr als 3.000 Ladepunkte mehr als im vergangenen Jahr und eine Erhöhung von 10.000 Ladepunkten im Vergleich zum 2. Quartal 2021.

Wurden 2020 noch etwa 6.300 neue öffentliche Ladepunkte registriert, stieg die Anzahl jährlich. 2021 kamen bereits knapp 9.300 neue Ladestationen hinzu. 2022 mehr als 11.500. EU-weit waren Ende 2022 ingesamt 479.505 Ladepunkte registriert.

Soll heißen: Es gibt schon eine sehr große Anzahl an öffentlichen Ladestationen, aus denen Elektromobilist:innen wählen können. Der Ausbau ist in vollem Gange, sodass bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte allein in Deutschland verfügbar sein sollen (laut Bundesregierung). Neben den öffentlichen Ladestationen bieten immer mehr Arbeitgebende ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, in der Firma zu laden. Und auch Zuhause können dank Wallboxen Elektroautos aufgeladen werden.

Dass es nicht genügend Lademöglichkeiten gibt, ist also ein Mythos, der leicht zu entkräften ist. Natürlich verunsichern Schlagzeilen jedoch, die von langen Staus an Ladesäulen in Hochreisezeiten, wie den Schulferien, berichten. Selbstverständlich sind die den Hauptreiserouten am nächsten befindlichen Lademöglichkeiten auch am stärksten frequentiert. Mit dem Ausbau werden aber auch mehr Ladepunkte geschaffen, die diese Probleme entzerren. Nutzt du eine Lade-App, wie elvah, kannst du außerdem sehen, ob der Ladepunkt, den du anfahren möchtest, frei ist - und es wird anhand von Echtzeit-Daten antizipiert, ob er auch bei deiner Ankunft noch frei sein wird. So kannst du auch auf einen anderen Ladepunkt ausweichen und stehst nicht im "Ladestau".

E-Auto-Mythos #4: "E-Autos sind für Normalverbraucher:innen viel zu teuer"

Machen wir uns nichts vor: In der Anschaffung sind die meisten Elektroautos teurer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Es gibt zwar immer mal wieder Schlagzahlen, dass es "bald" ein neues, günstiges Einsteigermodell von einigen Herstellern geben soll, allerdings ist dies am Markt noch nicht zu beobachten. Einige chinesische Autohersteller locken mit niedrigen Preisen - allerdings gibt es diese Autos auf dem deutschen Markt (noch) nicht. Im Durchschnitt sind die Kaufpreise von Elektrofahrzeugen höher als die für Verbrennerfahrzeuge.

Dem entgegenwirken sollte die Förderung für Elektroautos. Diese ist jedoch kürzlich eingeschränkt und reduziert worden. Momentan beträgt die Förderung des BAFA 4.500 Euro bis zu einem Netto-Listenpreis des Basismodells von 40.000 Euro und 3.000 Euro bei einem Netto-Listenpreis von über 40.000 Euro bis 65.000 Euro.

Vergleich man die Kosten, die bei einem Verbrennerfahrzeug über eine durchschnittliche Haltungszeit von 5 Jahren anfallen mit denen eines Elektroautos, fallen E-Autos allerdings fast immer günstiger aus. Warum? Neben der Förderung sparen Elektroauto-Halter:innen auch noch durch den Wegfall der KFZ-Steuer, im Schnitt günstigere Preise für den Kraftstoff (Strom) und weniger Aufwände für Wartung (z.B. Ölwechsel, die wegfallen), Verschleiß und Reparatur. Zusätzlich können Elektromobilist:innen vom THG-Quotenhandel profitieren.

E-Auto-Mythos #5: "Das Laden von Elektroautos dauert viel zu lange"

Ein weiteres Vorurteil, das sich hartnäckig hält, ist: Das Laden eines Elektroauto-Akkus dauert stundenlang. So können keine Langstrecken, etwa in den Urlaub, gefahren werden, denn man müsse stundenlange Pausen einschieben, um die Batterie zu laden.

Das stimmt so nicht. Was stimmt: An einer heimischen Wallbox mit 11 kW Ladeleistung dauert das vollständige Aufladen eines Elektroauto-Akkus mehrere Stunden. Als Faustregel kann man, je nach Ladeleistung, mit ca. 4-8 Stunden rechnen. Wäre das Laden mit 11 kW oder weniger die einzige Option, wären Langstrecken mit dem E-Auto sicher nicht praxistauglich. Auch, wenn man natürlich auch mit einem halbvollen Akku eine gewisse Strecke zurücklegen kann. Deshalb laden die meisten ihr Elektroauto an der heimischen Wallbox über Nacht, sodass man am nächsten Morgen mit vollem Akku den Weg wieder antreten kann.

An 22 kW "Normalladestationen" (AC laden) bekommt man sein Akku in ungefähr 2-4 Stunden voll - es eignet sich also hervorragend für das Laden auf Shopping- oder Wandertouren.

Für die schnelle Ladung unterwegs gibt es zum Glück die Schnellladestationen (DC-Ladestationen bzw. HPC-Ladestationen). Hier lädt man mit einer Geschwindigkeit von 50 bis zu 350 kW. Bei Schnellladestationen (i.d.R. 50-240 kW) lädt man sein Auto in 30-60 Minuten voll. Beim Laden am HPC geht es noch schneller - hier kann man im besten Fall mit 100 km Reichweitenzuwachs innerhalb von 5 min rechnen. Je nach Akkugröße lädt man so sein Auto in 15-20 min. voll.

Die Ladegeschwindigkeit hängt natürlich auch von der Ladekurve und der Ladeleistung des Elektroautos ab. Da die Ladeleistung ab einem Akkustand (SoC) von 80% deutlich abnimmt, lohnt es sich meist nicht, auf die restlichen 20 % zu warten. In der Regel reicht die Reichweite dafür aber aus, sodass man einige Kilometer bis zur nächsten Pause zurückklegen kann.

Aus eigener Erfahrung können wir sagen: Bei Langstrecken lohnt es sich, auch für die Konzentration und die Sicherheit, alle 1,5-2 Stunden Pausen einzulegen. Für diese Zeit reichen die meisten Reichweiten aus. Eine 20-minütige Pause reicht dann nicht nur, um eine Bio-Pause einzulegen, sich die Beine zu vertreten und einen Kaffee zu holen, sondern auch, um das Auto auf ca. 80% Akkustand zu bringen und so weitere 1,5-2 Stunden weiterfahren zu können.

Was ihr noch in den 20-30 min. (oder wie lange eure Ladepause gehen soll) machen könnt, verraten wir euch in unserem Artikel: "Reisen mit dem E-Auto: Was tun während des Ladens?"

Natürlich ist klar, dass 20-30 min. Wartezeit bis zum Weiterfahren auch nerven können, wenn du z.B. beruflich viel unterwegs bist und Termine hast oder einfach nur zu deiner Familie nach Hause möchtest. Wir wollen die Elektromobilität dahingehend nicht über-glorifizieren oder sagen, dass ein E-Auto für jede:n in jeder Situation geeignet ist. Trotzdem sind wir bei elvah überzeugt davon, dass den Elektroautos die Zukunft gehört. Immer höhere Reichweiten und immer schnellere, besser verfügbare Lademöglichkeiten helfen dabei, schneller weiterfahren zu können und die Elektromobilität noch komfortabler zu machen.

Fazit

Viele der genannten Mythen lassen sich für den Durchschnitt entkräften. Bei einigen anderen zeigt die aktuelle Entwicklung bereits jetzt, dass sie sich auch nicht mehr lange halten lassen. Zwar gibt es noch einiges zu tun, um Elektroautos noch umwelt- und anwendungsfreundlicher zu machen, aber je mehr die Elektromobilität nutzen, desto eher können Entwicklungen in einer bessere und nachhaltigere Zukunft geschehen. Für einige Anwendungsfälle ist möglicherweise noch ein bisschen mehr Planung vonnöten. Allerdings können wir aus eigener Erfahrung sagen, dass die Vorbehalte und Ängste sich bei der eigenen Nutzung in den meisten Fällen in Luft auflösen.

Du fragst dich nun: Passt ein Elektroauto zu mir? Eine Checkliste, ob ein E-Auto zu dir passt, findest du hier: "Bist du ein E-Auto-Typ?"